Es muss ein aufstellendes Erlebnis sein, wenn ein dir anvertrauter junger Mensch dank des Wissens, das du ihm mitgegeben hast, im Leben weiter kommt. Erst recht, wenn du an einer bedeutenden Universität lehrst und mit deinem Engagement erreichen kannst, dass man noch Jahre in Dankbarkeit an dich denkt. Geradezu neidisch könnte man da werden. Das zu feiern, wird sich keine(r) entgehen lassen wollen.
Darauf hatte ich mich eingestellt, als ich mich letzten Freitag auf den Weg an eine Diplomfeier der Universität Zürich im Grossmünster machte. Es war bereits die zweite am gleichen Abend, denn Zürich hält sich eine grosse Universität. (Immerhin 59 Psychologinnen und Psychologen, 20 Politikwissen Schaffenden, 17 Soziologinnen und Soziologen, 7 Ethnologinnen aber auch 2 Volkskundler(inne)n wurde diesmal, wenn ich das richtig notiert habe, ein Diplom überreicht.)
Jedenfalls war der Andrang gross und hinter den reservierten Reihen für die Absolventinnen und Absolventen füllte sich der prächtige Kirchenkörper mit erwartungsvollen Freunden und froh gestimmten Angehörigen.
Drei pro Diplomierte/n durften es sein, und die mächtige Kirche war voll. Nur auf der Empore war noch Platz – und vorne im Chor, wo früher die Chorherren gesessen hatten. Privilegierte Sitze mit ebensolcher Sicht aufs Geschehen.
30 Stühle standen da in Reih und Glied. Doch als wir auf die noch leeren Reihen zeigten, winkte der Ordnungsmann bedeutungsvoll ab: „Die sind für die Professoren reserviert.“
Also wich ich auf die Empore aus. Und hatte unverstellten Blick – auch auf die Lehrenden-Stuhlreihen. Die allerdings wollten und wollten sich nicht füllen. Als die Feier schliesslich begann, waren es gerade mal drei Köpfe, die offenbar stellvertretend den Lehrkörper repräsentierten. Die andern dachten sich wohl „heute ist Freitag“.
Für zehn mal mehr war gestuhlt, für solche aus der Soziologie, der Ethnologie, der Psychologie, der Volkskunde und Ethnologie und der Politischen Wissenschaften hätte es Platz gehabt. Bis am Schluss. Ein ziemlich trauriges Bild.
Wenn das ins Ranking käme!
Hmm… Du hast natürlich Recht, Martin. Vielleicht war es nicht „Heute ist Freitag“, sondern „Dieser Förderantrag muss noch heute raus.“ Damit es den Professoren einfacher fällt an die Zeremonien zu gehen, bräuchte es wohl mehr persönliche Beziehungen zu den Studenten. Vielleicht müsste man Tutorials einführen, wo die Professoren mit einer kleinen Gruppe Studenten Übungen machen, so wie das zum Beispiel in Grossbritannien üblich ist.
Schon traurig, wenn die professoren es nicht mal mehr für nötig halten, ihren Studentin viel Glück auf dem weiterenLebensweg zu wünschen geschweige denn wenigstens zur Diplomfeier zu erscheinen.
Hätte mir gezeigt, das sich also nur einer unter vielen bin und die persönliche Bindung zum Lehrkörper anscheinend ncihts mehr wert ist…