Die Debatte um Embryos ist wieder in Fahrt. Die Frage ist: darf man Embryos vor der künstlichen Befruchtung genetisch auf Krankheiten untersuchen und sich für einen gesunden Entscheiden? Die Vernehmlassung der geplanten Verfassungsänderung, welche die sogenannte Präimplantationsdiagnostik (PID) zulassen möchte, wurde im September abgeschlossen. Die Schweizerische Bischofskonferenz hat ihre Meinung dazu bereits kundgetan. Ohne Überraschungen! Ein Satz ist mir dabei jedoch aufgefallen:
„Es ist […] an den Verfechtern der PID, den Beweis zu liefern, dass der menschliche Embryo keine Person ist – ein solcher fehlt bis zum heutigen Tag.“
Das haben sich die Bischöfe aber einfach gemacht. Was genau aus ihrer Sicht eine Person ist, haben sie geschickterweise nicht gesagt. Ein Beweis ist schlicht nicht zu erbringen. Oder würde ihnen reichen, dass man mit einem fünf Tage alten Embryo kein vernünftiges Gespräch führen kann? Müsste man eher anführen, dass dieser nicht ganz 100-zellige Mensch weder Hirnzellen noch Herzmuskelzellen besitzt?
Ja ich weiss, es geht den Bischöfen um die Würde des Menschen. Man kann für oder gegen die PID sein, aber dieses Argument liefert keinen konstruktiven Beitrag zur Diskussion. Dabei ist der Begriff der Würde in der Bundesverfassung gleich zwei Mal verankert: die Würde des Menschen und die Würde der Kreatur. Diese philosophisch nützlichen Konzepte hat unter anderem der Grossmeister Immanuel Kant zur Welt gebracht.
In einer philosophischen Diskussion müssten die verschiedenen Bedeutungen des Begriffs Würde diskutiert werden oder der praktische Umgang der Menschen in ähnlichen Situationen. Man müsste erwähnen, dass das Stimmvolk in der Fristenlösung für den Schwangerschaftsabbruch faktisch bereits beschlossen hat, dass ein Embryo bis zur zwölften Woche weniger schützenswert ist als später in seiner Entwicklung.
Für politische Diskussionen, über 200 Jahre nach Kants Ausführungen, eignet sich das Konzept der Würde jedoch nicht. Es dient dann zur argumentativen Keule: Diskussion beendet! Auch in anderen Diskussionen. Was kann man noch dagegen halten, wenn jemand sagt, es sei gegen die Würde der Kuh, keine Hörner zu haben? In dem Fall finde ich, dass es gegen die Würde einer Katze ist, Dosenfutter fressen zu müssen. Beweisen Sie mir das Gegenteil!