Versprochen ist versprochen: Im Hinblick auf den Herbst und die Wahlkämpfli habe ich einen Blick in die Parteiprogramme geworfen: Wie gehen denn die Parteien mit Wissenschaft und Forschung um? Obwohl der erste Blick grauenhaft war, folgen hier nun in loser Reihenfolge kurze Darstellungen und Einschätzungen.
Schauen wir zuerst den Grünliberalen, die mit ihren Erfolgen bei zurückliegenden Gemeinde- und Kantonswahlen auf sich aufmerksam gemacht haben, über die Schultern: Welchen Wissenschaftsbegriff haben sie, was erhoffen sie sich von der Schweizer Forschung, welche Schranken will die Partei setzen, wer soll Forschung finanzieren? Dieser Partei wird ja auch eine überdurchschnittliche hohe Akademikerquote nachgesagt.
Schlagen wir in den Leitlinien der Grünliberalen Partei nach, wobei nachschlagen etwas übertrieben ist, bei vier Seiten. Der Kernsatz steht dann unter dem Titel «Bildung/Schule» (leider nimmt mir schon der auch hier untergebrachte Satz «Bildung ist eine wichtige Ressource» die Lust am Weiterlesen): «Auch bei der Hochschulbildung und der Forschung soll besser koordiniert und nachhaltiger investiert werden. Damit können wir unseren Spitzenplatz weltweit halten und Arbeitsplätze schaffen.» Interessant wäre es nun, zu erfahren, weshalb ein Spitzenplatz weltweit ein erstrebens- und erhaltenswertes Ziel sein soll. Oder von welcher Art von Arbeitsplätzen hier gesprochen wird – Mitarbeitende von Spin offs, Angehörige des Mittelbaus an den Universitäten, Dozenten und Masterkurskoordinatorinnen an Fachhochschulen? Aber da kommt nichts mehr. Und zwischen den Zeilen gibt’s in Parteiprogrammen nichts zu lesen.
Auch auf den anderen drei Seiten wird das Thema nicht angeschnitten. Ausser vielleicht noch bei der Gesundheit? Dort steht: «Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit und den technischen Möglichkeiten der Lebensverlängerung ist notwendig.» Zu welchem Zweck? Und wenn Nutzniesser, Leistungserbringer oder Promotoren des technischen Fortschritts, der ja nicht nur Apparaturen oder Wirkstoffkombinationen, sondern im medizinischen Bereich auch Behandlungskonzepte umfasst, der Auseinandersetzung ausweichen? Wäre diese dann politisch, zum Beispiel durch die Grünliberalen, einzufordern und durchzusetzen oder ist sie eben bloss notwendig?
Im separaten Positionspapier zu Energie ist dann immerhin davon zu lesen, dass die Forschung für die bestehenden und vor allem die neuen Technologien der erneuerbaren Energieproduktion zu fördern sei. Wer hier fördern solle, mit welchen Mitteln und unter welchen Bedingungen, ist dann aber nicht ausgeführt. Schade.
Prädikat: Eine halbe Panaschierstimme für jugendlichen Übermut, der aber Wesentliches ausser Acht lässt, und zwei leere Listen für nicht ganz gemachte Hausaufgaben.
Ist es nicht gerade der Zweck von Parteiprogrammen oder Leitlinien nichts zu sagen, damit sich möglichst viele darin bestätigt sehen. Gegen Forschung und Bildung kann man ja nichts haben. Und dass das Leben endlich ist, ist auch nicht gerade eine überraschende Erkenntnis.
Bin jedenfalls gespannt auf Deine Fortsetzung.