Wolfram Weimer, früherer Chefredaktor des Cicero, hat in selbigem Magazin eine treffende Kolumne über den grassierenden Alarmismus geschrieben. Gemäss Weimer haben die Medien als Transmissionsriemen eine entscheidende Bedeutung: «Wir unterliegen einer RTLisierung der politischen Kultur, die jede Minustemperatur als „Blitzeis“, jeden schwülen Sommertag als „Klimaschock“, jedes fiebrige Huhn als „Pestboten“ und George Bush als „Weltkrieger“ stilisiert.»
Alarmismus sei aber auch ein lukrativer Markt: «Ganze Berufsgruppen verdienen heute als „Lobbyisten des Negativen“ (Matthias Horx) ihr Geld – von Klimaforschern bis hin zu Standortkritikern. Angst scheint in Deutschland einer der wenigen Wachstumsmärkte. So existiert von Meinhard Miegel bis Greenpeace ein kommerzielles Milieu der Niedergangspropheten, eine Industrie der Angst.»
Diese Industrie der Angst lässt mich nicht kalt. Tatsächlich beschleicht mich angesichts meiner 2-jährigen Zwillinge immer wieder das ungute Gefühl, ob ich ihnen diese Welt wirklich zumuten kann. Eine Welt des Klimaschocks, der Überbevölkerung, der zunehmenden Flüchtlingsströme, der verseuchten Umwelt und belasteten Tiere, Menschen, Pflanzen.
Zum Glück gibt es aber noch andere Propheten als jene des Untergangs: Das neue Buch des ehemaligen Wissenschaftsredaktors des Economist, Matt Ridley, kann ich aus diesem Grund all jenen empfehlen, die ihrem Gemüt wieder einmal eine andere Sicht der Dinge zumuten möchten. The Rational Optimist führt die Leserinnen und Leser durch die Jahrtausende der Menschheitsentwicklung und zeigt, wieso und wie die Menschheit immer wieder einen Sprung vorwärts machen und so die Untergangspropheten, die es zu jeder Zeit gab, Mal um Mal Lügen strafte. Wollen wir hoffen, dass dies auch diesmal der Fall sein wird. Auch wenn er hier und da etwas dick aufträgt: Grund zum Optimismus weist Ridley zur Genüge auf. Und dies tut im heutigen Klima der Angst und des Alarmismus einfach gut.
Irgendwie dünkt mich Wolfram Weimers Kolumne auch alarmistisch – selbst wenn er Recht hat. Er müsste auch die Berichterstatter und die Propheten besser unterscheiden. Ich finde, dass es Sinn macht, den Klimawandel und die Endlichkeit der Ressourcen zu studieren und darüber zu berichten. Es müsste einfach mit einer guten Portion Gelassenheit passieren, damit man noch klar denken kann. Das optimistische Buch tut wahrscheinlich trotzdem gut. Ich bin gespannt…