CLINAM Konferenz zur Nanomedizin, Session 8, 24. Mai
Wo sind all die Nanomedikamente? Das fragen sich die Wissenschaftler im Hörsaal während der CLINAM Konferenz. Die Antworten sind vielschichtig. Die meisten Nanomedikamente scheitern an der klinischen Phase II meint Bernd Riebesehl von der Novartis. Der Grund dafür sei fehlende Wirksamkeit, fügt Richard Peck von Roche an. Warum dies bei der ausgerechnet bei der Nanotechnologie und nicht bei konventionellen Wirkstoffen der Fall ist wurde nicht weiter diskutiert.
Allerdings wurde der Vorwurf laut, dass die grossen Pharmafirmen zu konservativ seien und vor der Entwicklung einer neuen etwas komplexeren Technologie zurückschrecken. Dieser Sicht wurde von den beiden Vertretern von Roche und Novartis nicht akzeptiert, doch auch nicht komplett widersprochen. Die Vertreter der kleinen Firmen wie Neil Desai von Abraxis BioScience unterstützten die Grossen. Desai meinte, grosse Firmen haben viele Optionen und können dadurch jeweils die einfachere auswählen. Die kleinen Firmen hängen fast vollständig von einem Produkt ab, das sie selbstverständlich mit voller Kraft zum Durchbruch bringen wollen.
Ein Lösungsvorschlag des Publikums war, dass die grossen Firmen ihre gescheiterten Produkte für wenig Geld an kleine Firmen verkaufen, die versuchen die Medikamente zur Marktreife zu bringen. Das fand bei Riebesehl und Peck durchaus Zustimmung.
Ein anderes Problem sind seltene Krankheiten. Ein ethisches Gebot ist, dass man auch diesen Leuten hilft, aber für die Firmen müssen überleben und Geld verdienen. Die Vertreter der Industrie spielten den Ball an die Behörden zurück, die Plattformen schaffen sollen, damit die Industrie zusammen mit der öffentlichen Hand solche Medikamente entwickeln könne.
Ein noch globaleres Problem ist die zunehmende Feststellung, dass Medikamente bei gewissen Patienten funktionieren und bei anderen Patientinnen nicht. Eine personalisierte Medizin, die zwar nicht unbedingt für Individuen, aber für Gruppen von Patienten und Patientinnen gedacht sind, würde wahrscheinlich ebenfalls Mehrkosten verursachen. Das macht die Finanzierung der industriellen Entwicklung schwierig. Eine Lösung wäre eine Praventivnanomedizin, von der alle hier schwärmen. Peck von Roche glaubt, dass Nanodiagnose durchaus eine wirtschaftlich attraktive Möglichkeit für die Industrie darstellt. Doch hier stellt sich die Frage, ob es Gesellschaftlich wünschenswert ist, alle Menschen jederzeit als Patienten zu betrachten und ob dies von Versicherungen getragen würde. Peck entgegnet auf diese Einwände, dass die Immunisierung ja auch akzeptiert und finanziert wird.
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