CLINAM Konferenz zur Nanomedizin, Session 13, 24. Mai
Nanotechnologie und Nanomedizin macht vielen Angst. Was passiert mit den Teilchen im Gewebe – lösen sie Krebs aus? Wenn Oberflächen von Windrädern im grossen Stil mit Nanoteilchen beschichtete werden, ist es dann schlecht für die Umwelt? Um diese Ängste ernst zu nehmen, war es gut und wichtig an CLINAM auch eine Ethik Session abzuhalten. Doch war eine Parallelsession in einem Nebensaal genug? Das war eine kritische, ethische Frage aus der Zuhörerschaft. Schliesslich sind Ethik und Nachhaltigkeit Begriffe, die mindestens ebenso schwer zu definieren sind wie Nanomedizin.
Die Beiträge hätten verschiedener nicht sein können. Beat Löffler, der Organisator und Geschäftsführer der Stiftung CLINAM stand für eine langfristige und ehrliche Definition der Nachhaltigkeit ein. Es dürfe nicht nur ein Schlagwort sein, das zur kurzfristigen Profilierung eines Unternehmens diene. Er klang ein bisschen wie ein UNO-Delegierter. Nanomedizin sei ein richtiges Mittel für eine nachhaltige Entwicklung meinte Löffler. Für die nanomedizinische Gemeinschaft in Europa wünschte er sich einen Strukturwandel. Weg von einer Grafitstruktur mit übereinander geleitenden Schichten hin zu einer Diamantstruktur, die gut zusammenhält.
Die beiden nächsten Referenten hatten ähnliche Stossrichtungen. Sowohl der Biologe Klaus-Michael Weltring als auch der Theologe und Chemiker Donald Bruce stellten in professionell ethischer Manier Fragen, ohne diese zu beantworten. Wie viele Teile eines Menschen kann man ersetzen, ohne dass es ein anderer Mensch wird? Wann ist etwas eine medizinische Behandlung und wann wird es eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit? Wann ist eine Person krank? Wer zahlt die Kosten einer personalisierten Medizin? Wollen wir mit 20 Jahren wissen, dass wir eine Prädisposition für eine Krankheit mit 60 Jahren haben? Weckt die Nanomedizin nicht zu grosse Erwartungen bei den Patienten und Patientinnen? Beide waren sich einig, dass es eigentlich keine neuen Regeln für die Nanomedizin brauche, sondern möglicherweise eine Anpassung der Alten. Die Anforderungen an die Sicherheit und Wirksamkeit seien die gleichen wie für die konventionelle Medizin.
Martin Erdmann, Professor für Theologie Patrick Henry College diskutierte über Transhumanismus. Er meinte, dass hinter jeder Technologie religiöse Motivationen stecken, die nie eliminiert aber doch abgeschaltet werden können. Die Transhumanisten wollen die Charakteristiken des Menschen völlig verändern und sind dafür sogar bereit ihren Geist in elektronischer Form weiterleben zu lassen. Sie wollen den Menschen grundsätzlich verbessern. Ein klar religiöses Vorhaben. Der an sich interessante Vortrag war leider viel zu hochgestochen, als dass eine Debatte hätte stattfinden können – jedenfalls war dies keine Kost für ein Plenum voller Naturwissenschaftler und Ingenieure.
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