CLINAM Konferenz zur Nanomedizin, Session 1 und 2, 23. Mai
Mit viel Knall und zum Glück ohne Rauch präsentierte sich der Chemieprofessor und Nobelpreisträger Harold Kroto. Er ist bekannt für die Herstellung und Detektion von langen Kohlenstoffketten und erhielt den Nobelpreis für die Entdeckung von den Fussballmolekülen (Fullerene).
Der eigentliche Inhalt seiner Arbeit nahm wenig Platz in seiner Präsentation ein. Zum Einen detektierte er die Kohlenstoffketten auch im Weltall, was für verschiedene Hypothesen zur chemischen Evolution des Lebens eine Rolle spielt. Ihn interessierte aber mehr der grundsätzliche Aspekt des automatischen Aufbaus von Atomen zu Molekülen (Self Assembly).
Zum andern präsentierte er Visionen, wie man mit Fullerenen die Medizin personalisieren und vereinfachen könnte. Die Fullerene können als molekulare Schachteln gebraucht werden, die zum Beispiel radioaktive Atome zur Krebsbekämpfung direkt zum Tumor gebracht würden. Der Körper könnte auch von giften Elementen geschützt werden, die für MRI-Methoden gebraucht werden. Da sich ganze Fullerene wie ein gigantisches Kohlenstoffatom verhalten brauche es ein weiteres Periodensystem für Moleküle. Nanoröhren können billige, leichte und starke Materialien bilden, die Strom an bestimmte Stellen des Körpers leiten oder für billige Solarzellen gebraucht werden können. Er gibt aber zu: „the challenge is immens.“
Der Hauptteil von Krotos Präsentation galt dem Drumherum. Interdisziplinarität sei zum Beispiel nicht nur in der Wissenschaft nötig, sondern auch zwischen der Wissenschaft und anderen Disziplinen. Er selbst habe Theater gespielt und entwerfe gerne Designs.
Kroto kämpft heute gegen eine steigende Wissenschaftsfeindlichkeit. Es gäbe einen „Antinanoism“ wie er die übermässige Angst vor der Nanotechnologie nennt. Hätten die Chemiker vor hundert Jahren beschlossen, dass die Chemie wegen Unfällen, der Giftigkeit und wegen schlechter Anwendungen zu gefährlich sei, hätten wir heute keine Medikamente und Computer. Nun möchte er die Goo-You-Wiki-Welt ausnützen und Vorträge von Fachleuten online stellen. Sein Webprojekt heisst: Geoset.
Den Wissenschaftler gebühre viel Dank für all die Errungenschaften. Er verlangt auch, dass sich die Industrie stärker für die Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten einsetze und den Leuten zeige, was für ein Schwachsinn zum Beispiel das Creation Museum sei. Zweifel an dieser Idee äusserte ein Zuhörers, der die unbeweisbaren Grundannahmen der Wissenschaft hervorhob. Kroto jedoch entgegnete, dass es die Wissenschaft gewesen sei und nicht die anderen philosophischen Systeme, welche die wahren Wunder vollbracht habe.
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