Zwei Grad und nicht mehr – andernfalls könnten unvorhersehbare klimatische Prozesse mit weitreichenden Konsequenzen ausgelöst werden. So die Diagnose internationaler Klima-Experten bezüglich der globalen Erwärmung. Eine Entwicklung, an welcher der Mensch nicht unschuldig ist, schliesslich hat er durch den massiven Ausstoss von Kohlendioxid wesentlich zur Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes beigetragen. Doch was kann getan werden, um die Entwicklung zu stoppen? Ist das einzelne Individuum gefordert oder liegt die Verantwortung auf überindividueller politischer Ebene? Im Rahmen der Ausstellung „2 grad – Der Mensch, das Wetter und sein Klima“ diskutierten drei Experten an einem ausserordentlichen Café Scientifique.
„Frau Schuberth, Sie haben sich von den Bananen in der Schweiz beeindruckt gezeigt?“ fragte Moderator Roland Fischer die anwesende Ökonomin schmunzelnd. Tatsächlich bestätigte die in Deutschland aufgewachsene Wirtschaftsprofessorin, dass in der Schweiz nicht nur viele Max-Havelaar-Bananen, sondern generell überdurchschnittlich viele Fairtrade-Produkte verkauft würden. „In der Schweiz ist das Bewusstsein für Klimafragen und Umweltschutz stark ausgeprägt. Dies liegt daran, dass das Durchschnittseinkommen sehr hoch ist. Damit steigt auch die Bereitschaft, für nachhaltig produzierte Produkte mehr Geld auszugeben“, so Schuberth. Die Schweizer also ein Volk klimafreundlicher Konsumenten? „Jeder Konsument denkt anders. Einer lässt sich vom guten Preis überzeugen, ein anderer schaut auf das Label, noch ein anderer kauft das, was sein Umfeld auch konsumiert. Man kann nicht generalisieren“, relativierte Sozialpsychologe Heinz Gutscher. Wie also kann man die Mehrheit der Bevölkerung dazu bewegen, nachhaltige Produkte zu konsumieren? Eine Möglichkeit besteht darin, Produkte und Dienstleistungen, welche signifikant weniger Treibhausgase freisetzen und deren Gesamtumweltbilanz vorbildlich ist, mit einem für den Kunden erkennbaren Label auszuzeichnen. Ein solches Label ist ̔climatop̕. „Wir schauen uns einzelne Produktsparten an, beispielsweise das Schweizer Kaffeesortiment. Innerhalb dieser Sparte untersuchen und rechnen wir verschiedenen Faktoren wie Transport, Lagerung und Entsorgung und erstellen so eine Ökobilanz. Wir küren dann einen ̔best in class̕. Der Kunde weiss somit, welche Kaffesorte am klimafreundlichsten ist“, erklärte Christoph Seiberth, Geschäftsleiter des Ökozentrums in Langenbruck, welches ̔climatop̕ fördert. Ein Ansatz, der vom Publikum nicht ohne kritisches Hinterfragen hingenommen wurde. „Profitieren von so einem Label nicht vor allem die Produzenten, welche ihr Produkt besser vermarkten können?“ Seiberth verneinte. Die Labels würden dafür sorgen, dass all jenen Unternehmen, welche die Auszeichnung nicht erhalten haben, Handlungsoptionen und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt würden. „Unter dem Strich können wir so den Absolutwert des CO2-Ausstosses reduzieren“, so Seiberth weiter. Die Anwesenden liessen nicht locker. „Anstatt komplexe Labels zu vergeben, könnte man klimaschädliche Produkte doch einfach überdurchschnittlich teuer verkaufen?“ wollte Moderator Fischer wissen und illustrierte seinen Gedanken mit dem Vorschlag, aussersaisonale Erdbeeren zu einem Stückpreis von 15 Franken anzubieten. Ökonomin Schuberth schmunzelte ob des Vorschlags und erklärte, dass indirekte Kosten wie gesellschaftliche Folgeschäden in den Produktpreisen nun mal nicht eingerechnet seien – schliesslich bestehe dazu kein Zwang. „Wir brauchen ja auch nicht höhere Preise, wir brauchen weniger Konsum“, entrüstete sich an dieser Stelle ein Zuhörer und sprach damit das Urdilemma der Thematik an: Muss der Mensch anders oder schlichtweg weniger konsumieren? Verknappung oder Umdenken? Seiberth plädierte für Zweiteres. „Der Mensch kann halt nun mal nicht in die Sonne liegen und Photosynthese betreiben, er muss konsumieren, schliesslich sind wir nicht stofflich autark“, argumentierte der Geograph. „Wir brauchen also einen Wertewandel dabei wie wir konsumieren“. Mit nachhaltigem Konsum alleine sei es jedoch noch nicht getan, ergänzte Schuberth. Konsumierten die Menschen in den Industrieländern nachhaltiger und weniger, so habe dies schlechte Auswirkungen auf Schwellen- und Entwicklungsländer, welchen dann der Absatzmarkt fehle. „Es braucht Massnahmen von oben“, forderte Schuberth stattdessen. „Es muss gelingen, international koordiniert den CO2-Ausstoss zu verringern“. Damit beantwortete Schuberth zugleich die Leitfrage der Veranstaltung: „Konsumieren für ein gesundes Klima – Sinn oder Unsinn?“ Eine nachhaltige Lebensweise ist zu begrüssen, egal ob durch weniger oder bewussteren Konsum. Verbessert wird damit aber weniger das Klima, sondern eher das eigene Gewissen. Damit wirklich etwas erreicht werden kann und die Zwei-Grad-Grenze nicht überschritten wird, braucht es konkrete politische Massnahmen. Die diesjährige UNO-Klimakonferenz in Cancun hat soeben begonnen. Bis zum 10. Dezember verhandeln Delegierte aus 194 Ländern, um ein umfassendes Klimaabkommen zur Reduktion der Treibhausgase zu erarbeiten. Man darf hoffen. Bewusst wurden jedoch schon im Voraus der Konferenz sämtliche Erwartungen und Hoffnungen heruntergeschraubt. Eine Einigung wird nicht erwartet. Vor diesem Hintergrund ist der Ansatz des individuellen, nachhaltigen Konsums dann doch kein so schlechter Weg.
Um den Absolutwert des CO2-Ausstosses zu reduzieren, gibt es vielerlei Ansätze: so werden durch Kompensations-Spenden der unvermeidbare Anteil kompensiert, wobei energetisch -und was genauso wichtig ist- sozialwirksame Projekte http://www.careforclimate.ch (um ein Beispiel zu nennen) gefördert. Das ist ja sonnenklar: Wir müssen unseren Lebensstil den Möglichkeiten unseres Planeten anpassen. Es ist der Einzige den wir haben. Aber: es gibt Neues unter der Sonne. Der theoretische maximale Wirkungsgrad der Umwandlung von Sonnenenergie liegt bei doch sehr anständigen 85% (wie bei der Dampfmaschine von N.L. Sadi Carnot berechnet) und wir sind heute im 2011 schon bei 40% (hey, wusstet ihr das?) das erreicht man mit physikalisch nachvollziehbaren Tricks: wenn man 3 Wellenlängen und Dünnschichtzelltechnologie ausnützt. Dies erläuterte Dr. Frank Nüesch, Empa, am Wissenschaftsapéro vom 17.1.2011 „Strom aus der Sonne – Photovoltaik in der Schweiz“). Auch dass es schon organische Solarzellen gibt, die -anders als kristalline Technologien- auch bei diffusem Licht an einer Nordfassade Strom generieren! Na ist das nciht ein guter Ausblick? Wenn endlich das Geld für AKWs sinnvoll eingesetzt würde, wenn sich unsere Schweizer Gesetze den neuesten Erkenntnissen nciht verschliessen würden, bräuchten wir keine -notabene CO2 verschlingende – Monster-Veranstaltungen wieTokyo, Dänemark, Cancun! Und Desertec sollte eine Geldmaschine für Afrika werden, das sich endlich von Abhängigkeiten und Despoten befreien könnte. Wir in Europa müssen nicht immer wieder kolonialistisch auftreten. Dass China genau dies macht, mit Landkauf oder schlimmer mit der 50jährigen Tibetbesetzung, um an Seltene Erden und Metalle heranzukommen, macht alles nur schlimmer.