Als „Die laute, aber unbedeutende Minderheit“ bezeichnet sie der Bund, die Berner Zeitung titelt „Studentenforderungen «zu vage formuliert»“ und die NZZ schreibt ungewohnt spöttisch nach einem Besuch der (ehemals) besetzten Aula in Basel – die Uni-BesetzerInnen kriegen kaum gute Presse. Aber: Sie kriegen Presse und zwar in Mengen, die sich PR-Büros kaum erträumen können.
Die lose Bewegung ist zudem gross und umfasst schon etwa 50 Unis im deutschsprachigen Raum – siehe die Google Karte unten. Jetzt beginnen sich auch die anderen „Etagen“ der Unis zu solidarisieren. Viele haben schon die „Erklärung der Lehrenden und Forschenden“ unterzeichnet. Das Unbehagen an den Unis ist gross. Und dennoch ist es ein stummer Protest, laut, aber wortlos. Weshalb eigentlich?
Das heutige Gespräch der Studierenden mit dem Uni-ZH-Rektor Andreas Fischer ist bezeichnend. Sie reden vom Budget und von Bologna. Irgendwann wirft ein Student ein, dass man den Rektorposten offenbar abschaffen könne, da er scheinbar nur repräsentative Aufgaben habe. Das stimmt natürlich nicht. Was aber stimmt, weder über das Budget noch über Bologna kann Rektor Fischer bzw. die Uni autonom entscheiden. Es lässt sich nicht sagen, wer schuld trägt an Bologna, an der Ökonomisierung der Universitäten oder am fehlenden Geld. Die Studierenden kämpfen an gegen Tendenzen, gegen gesellschaftliche Entwicklungen – gegen ein Phantom, gesichtslos aber real. Von ihnen pfannenfertige Lösungen zu verlangen ist absurd.
Sie wollen eine Debatte anstossen. Ich wünsche dem Stein eine Lawine.
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Ja doch, absolut einverstanden ;) Es ist noch lustig, Daniel Bremer, ein Philosoph der vor Herr Fischer ein Referat hielt, hat genau über dieses Phantom gesprochen. Er nannte es die Auflösung des Subjekts. D.h. dass niemand mehr für etwas verantwortlich ist, sondern nur noch ein Stück weit. So verwies Fischer bspw. stets an den Kantonsrat und an den Regierungsrat. Und die einzelnen Kantonsrat- und Regierungsratspolitiker werden den Ball an die Wirtschaft(skrise) und an die „grosse Politik“ weiterreichen. Und dort versandet die Verantwortung dann so oder so.
Das Problem hier ist tatsächlich, wie sie es beschreiben, dass man etwas ändern möchte, aber man nicht weiss, an wen man sich wenden müsste, denn jeder weist die Verantwortung von sich und reicht sie weiter.
Es ist schon richtig, dass die Uni-Rektoren ziemlich machtlos sind, das gleiche Problem haben wir an den Uni Bonn. Und genau deswegen brauchen wir Hörsaalbesetzungen, und zwar möglichst viele davon, denn nur so kann man ein weit sichtbares Zeichen setzen, dass bis in die Landes- bzw. Bundespolitik strahlt. Dort wird die Politik letztlich entschieden, und da muss der Druck aufgebaut werden.