Ich komme gerade von einer Kinder-Uni-Vorlesung in Basel, wo es um die Frage ging: Warum weiss ein Computer meistens mehr als wir?“ (Wer jetzt zusammenzuckt: Die Antwort fiel politisch korrekt und differenziert aus, die Kinder wurden nicht irregeführt… Auch auf den Nutzen von Büchern und Lexika wurde pflichtschuldigst hingewiesen.) Da erzählte der Basler Informatikprofessor Helmar Burkart auch von Google. Erstaunlich für mich war, dass offenbar alle der 450 im hagelvollen Saal anwesenden 8-12jährigen Mädchen und Buben wissen, was Google ist und wozu man das brauchen kann.
Auch in der journalistischen Arbeit („Recherche“) nutzen ja die meisten von uns (oder mindestens ich) Google und Wikipedia als Informationsmittel. Das tun auch Universitätsprofessoren, wenn sie etwas gefragt werden, das nicht direkt in ihr Spezialgebiet fällt, weiss ich aus eigener Erfahrung. Kann also nicht so schlecht sein. Wikipedia, die vielgeschmähte, ist schon fast unverzichtbar. Wurde früher nur von andern Medien abgeschrieben und darum manch einmal ein archivierter Irrtum durch viele Wiederholungen „wahr“ und nicht mehr aus der Welt zu schaffen, ist offenbar auch Wiki eine Quelle geworden, aus der gern (ohne Quellenangabe) zitiert wird. Auch da kann man offenbar auf falsche Köder beissen. Die 22jährige Studentin Shane Fitzgerald hat einen ausgelegt (ausführlich hier beschrieben) und gleich nach dem Tod des französischen Komponisten Maurice Jarre wunderbar in Nekrologe passende Zitate auf Jarres Wiki-Eintrag eingefügt, wie „Wenn ich sterbe, wird ein Walzer in meinem Kopf spielen.“ Leider völlig erfunden. Obwohl offenbar die Wiki-Wächter mehrmals erstaunlich schnell reagiert und den Eintrag gelöscht haben, sind die Zitate weitherum verwendet worden. Blöd natürlich für die Autorinnen und Autoren. Und eine Warnung. Könnte ja sein, dass das jetzt Schule macht und auch wissenschaftliche Seiten infiziert werden. Falsche Formeln und Fakten, fürchterlich.
A propos Kinder. Um die sorg ich mich nicht so sehr. Nicht nur kennen alle Google, schätzungsweise 90 Prozent streckten auch blitzschnell auf, als danach gefragt wurde, wer Schach spielt…
