„Die Schweiz kann nur als Wissensgesellschaft die sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen bewältigen. Die Herausforderungen der Wissensgesellschaft und des intensiven globalen Innovationswettbewerbs können nur dann erfolgreich bewältigt werden, wenn es gelingt, die Funktionsfähigkeit und Effizienz der Teilsysteme von Bildung, Forschung und Innovation zu steigern und ihr Zusammenspiel zu verbessern.“, heisst es im Kapitel „Auswirkungen auf die Volkswirtschaft“ in der Botschaft des Bundesrates zum „Bundesgesetz über die Förderung der Hochschulen und die Koordination im schweizerischen Hochschulbereich“. Es geht also um viel, um unsere gesamte Zukunft! Denn was gibt es noch ausser dem sozialen, ökonomischen und ökologischen?
Interessant nur, dass die Neuregelung der „Hochschullandschaft Schweiz“ kaum jemanden zu interessieren scheint (im Unterschied zur Vernehmlassung). Die Tagesschau widmet der Botschaft 54 Sekunden. Gemäss swissdox haben sich gerade mal 4 Deutschschweizer Zeitungen mit dem Thema herumgeschlagen: „Organisatorisches Dach für alle Hochschulen“ titelt die NZZ. Die Zürichsee-Zeitung schreibt unter „Hochschullandschaft – Für einen exzellenten Hochschulraum“, gemäss Südostschweiz wünscht sich der Bundesrat „Investition in graue Zellen“ (soll das neu sein?).
Nur die Basler Zeitung bringt etwas Emotionen „Bundesrat lobt, Basel tobt“. Die Interessen der forschungsorientierten Uni Basel kämen in der Hochschulkonferenz angesichts der mehrheitlich lehrorientierten übrigen Schweizer Universitäten zu wenig zum Tragen, moniert da Joakim Rüegger vom Erziehungsdepartement Basel-Stadt. Weshalb, steht im Artikel nicht. Der Grund ist wohl, dass künftig die Anzahl der Studienabschlüsse wesentlich bestimmt, wieviel Geld einer Uni vom Bund zufliesst (dazu gehören aber die Nationalfonds-Gelder selbstredend nicht). Laut FDP-Nationalrat Peter Malama werde der Bildungsstandort Schweiz so international nicht konkurrenzfähig. Muss er das noch werden?
Weder die Akademien noch die Universitäten haben sich bislang zur Botschaft geäussert. In anderen Politikbereichen bereiten die Institutionen und Organisationen ihre Kommunikation jeweils vor, um zeitgleich mit dem Vorschlag des Bundesrates kommunizieren zu können. So könnte man sich einbringen.
Der nächste Schritt ist schliesslich im wahrsten Sinne des Wortes entscheidend, die Verabschiedung durch das Parlament. Höchste Zeit also für eine breite Diskussion: Was wünschen sich zum Beispiel Studierende? Was internationale Forschungsgrössen?
„Es geht also um viel, um unsere gesamte Zukunft“- voll einverstanden. Warum es aber so still um diese Botschaft ist, könnte daran liegen, dass sich „ökonomisch“ bisher nicht von „ökologisch“ ableitete. Inzwischen ist belegt, welche Zusatznutzen sich von ökologischen Massnahmen ableiten lassen, wenn sich …keine Interssen dagegen verwahrten. Leider immer noch wahr! Lesenswert ist in dieser Beziehung auf http://www.nrns.org der desillusionierende Artikel über den clever agierenden Oekonomen Roger Bate aus England: „Bate and Switch: How a free-market magician manipulated two decades of environmental science.“
@Diana: Interessanter Artikel, danke. Du musst mir aber helfen – ich verstehe den Zusammenhang nicht: „Warum es aber so still um diese Botschaft ist, könnte daran liegen, dass sich “ökonomisch” bisher nicht von “ökologisch” ableitete.“ Weshalb könnte es so still um diese Botschaft sein? Danke!
Besser machen es da unsere Nachbarn im Osten (genau die, die sich beim CERN davonstehlen wollten). Sie haben eine Plattform eingerichtet, um die Forschungsstrategie 2020 breit zu diskutieren. Vom 3. bis 7. Juni finden nun die Abstimmungen über die besonders umstrittenen Passagen statt. Tolles Experiment!