Fabienne Crettaz von Roten, Mathematikerin von Haus aus, ist Leiterin der Forschungseinheit „Relation science-sociéte“ an der Uiversität Lausanne (Observatoire Science, Politique et Sociéte). Sie Befasst sich – als einzige Vertreterin der romanischen Schweiz – mit den „Wissenschaften in der Gesellschaft der Schweiz: Herauforderungen, Auswirkungen und Grenzen“.
Die Beziehungen zwischen Gesellschaft und Wissenschaft zu beurteilen ist nicht einfach. Schon weil sich Gesellschaft in verschiedene Publika aufteilt. Oder je nach Akteuren ganz verschiedene Ziele und Ansprüche bestehen oder formuliert werden. Welche Einstellungen und Wertehaltungen hat diese „Gesellschaft“ gegenüber der Wissenschaft? Fabienne Crettaz von Roten nutzt die Eurobarometer-Daten, die 2005 zum Thema erhoben wurden. Hier zeigte sich in der Schweiz (und allgemein) im Prinzip ein grosses Interesse für Neues aus Wissenschaft, vor allem was Umwelt und Medizin betrifft. Die Prozentzahlen liegen etwa weit vor Sport. Dieses Interesse an den harten Wissenschaften ist zudem nicht vom Alter abhängig, differenziert sich thematisch dann allerdings je nach Themen.
Laut der Erhebung führt die Schweiz unter europäischen Ländern, was das „Klima“ für Wissenschaft und Forschung betrifft.
Nicht umsonst finden Anlässe wie das Festival Science et Cité grosses Interesse, allerdings überwiegen im Publikum Besuchende mit hohem Ausbidlungsstand. Die Jüngeren möchten sich an solchen Veranstaltungen unterhalten, die Älteren sagen, dass ihnen der Dialog und solche Dinge wichtig sind. Klar ist, dass Festivalbesucher und -besucherinnen der Wissenschaft positiver gegenüber stehen als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Aber sie finden alle wichtig, dass Wissenschafterinnen und Wissenschafter mehr in der Öffentlichkeit auftreten sollten. In Lausanne wurde denn auch untersucht, wie es mit diesem Engagement steht. Positiv fällt da etwa auf, dass nur 12 Prozent der in der Studie befragten/antwortenden Wissenschafter/innen noch nie so etwas gemacht haben. Anderseits sind es dann eher wenige, die den Löwenanteil öffentlicher Auftritte bestreiten. Kommt dazu, dass Journalisten/innen Professor/innen als Auskunftspersonen bevorzugen gegenüber anderen an Projekten beteiligten. Männer sind im wörtlichen Sinne deutlich mehr gefragt…
Was die benannten Hindernisse für mehr öffentliche Kommunikation betrifft, so führt „Zeitmangel“ konkurrenzlos. Möglicherweise könnten Institutionen mehr tun, ein kontinuierliches Engagement in der Öffentlichkeit zu stärken.
Dass es plötzlich um viel gehen kann, führt Fabienne Crettaz von Roten am Beispiel der Anstimmung über die Einrichtung einer „Animalerie“ an der Universität Lausanne vor. Für die Tierstation hatten sich Wissenschafter engagiert, dann allerdings verloren. Mit eine Rolle gespielt haben da auch die langsam sich änderneden Haltungen zu Natur und Umwelt.
Vorsorgliche Studien könnten helfen, eine Art „Alarmsystem“ zu aufkommenden Problemen funktionabel zu machen. Mehr und mehr werde das wichtig, was man im Angelsächsischen „Upstream Engagement“ nenne.
Live-Blogging an Tagung „Wissenschaftskommunikation – Chancen und Grenzen“ der akademien-schweiz
