Kürzlich beim Durchblättern des Economist fiel mir eine Grafik auf, die mich irritierte:
Irgendwie scheint es hier kein Muster zu geben: Sind die Protestanten eher evolutionär eingestellt? Sind die Katholiken eher gottesgläubig? Gibt es einen Gradienten, der dem Pro-Kopf-Einkommen eines Landes folgt? Erklärungen bieten auch Evolutionsbiologen an. Die gehen dann etwa so: In Ländern mit tiefem Einkommen sind Menschen eher auf Gott angewiesen, um ihr Schicksal und ihre Zukunft zu ertragen und lehnen daher die Evolution ab.
Solche Erklärungen scheinen aber nicht zu verfangen. Wie — um Himmels Willen – passt da die Schweiz ins Muster, oder die USA? Überhaupt nicht.
Wahrscheinlich kommt man der Sache näher, wenn man die Religiosität von der Evolutionsakzeptanz trennt. Beide sind – will man sogar dem Papst glauben – nicht zwingend miteinander verknüpft. Vielmehr scheinen mir hier das Schulsystem und die Art und Weise, wie Biologie und Evolution gelehrt werden, entscheidend. In einem falsch-liberalen Verständnis werden die Evolutionstheorie und die Schöpfungslehre gleichwertig nebeneinander gestellt: Der Schüler soll dann für sich selbst entscheiden, was für ihn richtig ist.
Bei meiner Tochter hatte ich zumindest den Eindruck, dies sei in der Schule so vermittelt worden. Ich musste ihr dann mühsam den Unterschied zwischen religiösem Glaube und wissenschaftlicher Theorie vermitteln. Ein Lehrer oder eine Lehrerin hätten dies sicher besser gekonnt als ich. Zumindest wäre das ihr Job gewesen.