Da hat sich die Redaktion des New Scientist wieder mal ne schöne Frage ausgeheckt: Welcher der beiden Giganten – Charles Darwin oder Galileo Galilei – hat mehr dazu beigetragen, die Menschheit zu desillusionieren und ihr Selbstverständinis als Krone der Schöpfung zu demontieren? Bekanntlich nähert sich im 2009 der 200ste Geburtstag von CD, gleichzeitig sind es nächstes Jahr auch 400 Jährchen her, seit der Astronom sein Teleskop erstmals benutzt hat. Wohl deshalb können wir bald sowohl das Darwin-Jahr als auch das Jahr der Astronomie feiern.
Aber wer hat nun grösseren Einfluss gehabt? Der Pragmatiker Darwin, der andere für sich streiten liess und sich nie so recht zu Gott äussern wollte? Oder der streitbare Galileo, der sich für seine Sicht unter Haussarrest setzen liess? Laut NSc sind heute mehr Leute davon überzeugt, dass die Erde um die Sonne dreht als dass der Mensch aufgrund der natürlichen Selektion vom Tier abstammt (ja, ja, die Kreationisten). Womit dem Astronomen Vorrang gebühre, der allerdings auch 200 Jahre mehr zur Verfügung hatte, die Leute zu überzeugen. Ich votiere trotzdem für den Briten – klare Sache.
Bin auch für CD. Galileo hat sich wohl mit der Kirche angelegt, ein gottloses Universum folgte aber nicht automatisch aus seinen Betrachtungen der Himmelskörper. Bis zur Aufklärung war es denn auch noch ein paar Jahre hin. Darwin dagegen «bewies» mit Akribie den Idee, wonach es für die Entstehung der Arten eben keinen Schöpfer braucht. Er legte sich nicht mit der Kirche an, sondern mit dem Glauben. Danach war das gottlose Universum nicht nur denkbar, sondern musste sogar gedacht werden. Er bereitete damit den Weg für Nietzsches Nihilismus. Dieser schreibt rund 20 Jahre später: «Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet, – ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? […] Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?»
Wow! Welch Wortgewimmel. Aber Fritz irrt! Das Meer ist noch nicht ausgetrunken.