Nicht nur Journals wie Nature oder Science kennen die Klaviatur der Medienarbeit, auch die Universitäten. Ich habe mehrmals darauf hingewiesen, dass zwischen der PR aus Hochschulen und jener aus Pharmafirmen fachlich oft kein Unterschied besteht. Es geht darum, sich in den Medien positiv in Szene zu setzen. Wie Stefan Stöcklin selbstkritisch schreibt, werden Medienmitteilungen oft unbesehen ins Blatt gehoben. Nature, Science oder ETH scheinen ja so glaubwürdig. Dass das nicht nur hierzulande Diskussionsstoff bietet, zeigt eine Debatte, die kürzlich in der Columbia Journalism Review erschienen ist.
Dort schreibt Christine Russel unter anderem: A dirty little secret of journalism has always been the degree to which some reporters rely on press releases and public relations offices as sources for stories. But recent newsroom cutbacks and increased pressure to churn out online news have given publicity operations even greater prominence in science coverage.
Dieser Artikel blieb zurecht nicht unerwidert: So schreibt der ehemalige Chief Science Writer der Ohio State University: It’s time to stop worrying about who’s doing the best science reporting and simply focus on doing more of it.
Es lohnt sich, die Beiträge zu lesen. Die Diskussionen sind über dem Teich dieselben wie hier. Die Probleme auch.
Das vermehrte Lamento über den Druck, der seitens der PR-Stuben auf die Redaktionsbüros ausgeübt werde, kann ich immer weniger ernst nehmen. Ich möchte es einmal anders formulieren: Die Verantwortung der Journalistinnen und Journalisten hat in den letzten Jahren zugenommen, weil immer mehr präpariertes und verdautes Material zu Verfügung steht. Nur sind sich die meisten Redakteurinnen und Redakteure dieser Verantwortung nicht bewusst. Oder sind sie es, und nehmen sie nicht wahr?
Mathis, danke für den Hinweis. Ich frage mich, ob die Verantwortung wirklich gestiegen ist. Früher waren Wissenschaftsjournalisten doch noch viel abhängiger von der Handvoll an guten Kontakten zu Forschenden, Rektoren,… und verbreiteten deren Weltsicht. Die Aussagen waren zwar nicht so präpariert und vorverdaut wie heutige PR-Meldungen, aber genauso einseitig. Es brauchte früher wie heute Journalisten, die sich die Mühe machen, selber zu denken, Gegenmeinungen einzuholen usw. Nur das es heute bedeutend einfacher ist, sich übers Internet rasch verschiedene Meinungen zusammenzutragen. Zudem waren Zeitungen früher viel stärker von Interessensgruppen bestimmt – sie waren weniger ökonomische Produkte – und diese Gruppen nahmen auch fleissig Einfluss auf den Inhalt. Mich würde interessieren, wie das unsere älteren KollegInnen sehen.
Du kannst das Lamento zum zunehmendem Druck nicht ernst nehmen? Nun ich will nicht lamentieren, sondern nur einmal ganz nüchtern feststellen, dass es heute im Unterschied zu vor ca. 15 Jahren praktisch keine freien Wissenschaftsjournis mehr gibt. Man kann ja auch nicht einen Hintergrundbericht zum LHC in Auftrag geben und dann mit 300.- Franken honorieren. Folge: Die Hundertschaften von Medien-Studierenden arbeiten in PR-Büros und bedienen die schrumpfenden Redaktionen mit präparierten Interviews zum Cholesterin-Senker X oder der Nanostudie Y. Ich muss regelemässig und wöchentlich solche Angebote abwimmeln. Dabei bräuchte ich die Zeit dringend, um selbst zu recherchieren und die PR-Flut auf News abzuklopfen. Denn die unabhängigen Journalisten gibts wie gesagt kaum mehr. Da nimmt man dann dankbar einen Hintergrund von einer glauwürdigen Quelle wie Science oder Nature. Sind immerhin besser als irgend ne Unipostille oder amtliche Verlautbarung.
Darf ich da zu eurer Diskussion noch einen Punkt nachreichen:
Seit dem 1. Oktober betreibt bekanntlich die SDA eine neue Wissenschaftsredaktion (80% Pensum deutsche Schweiz, 20% Westschweiz). Wer nun aber an eine unabhängige Berichterstattung glaubt, der hat weit gefehlt. Diese Stelle ist weitgehend finanziert von der Schweizerischen Rektorenkonferenz mit einem eindeutigen Ziel (Zitat aus einer unpublizierten Studentenarbeit der Universität Bern):
„Häufig thematisiert werden Forschungsgeschichten aus der Schweiz, wobei das Spektrum sehr breit ist, da alle Bereiche von Astrophysik bis Zellbiologie abgedeckt werden. Diese Konzentration auf die Schweiz ist vertraglich zwischen der SDA und der Universitätsrektorenkonferenz, welche ein Teil der Redaktion finanziert, geregelt. Ziel des Vertrags ist die in der Schweiz betriebene Forschung mehr publizieren zu können. Die SDA bekommt Communiqués der Universitäten oft ein wenig früher und kann somit sehr aktuell und ohne Druck am Publikationsdatum des Communiqués schon Berichte publizieren.“ –
Ich finde das, ehrlich gesagt, ein Skandal. Die SDA gilt noch immer für viele Redaktionsstuben als Garant unabhängiger Information (ausser es ist als OTS und dergleichen gebrandmarkt). Wie wäre es denn, wenn Interpharma oder die Schweiz. Bankiersvereinigung die eine oder andere Stelle bei der SDA finanzieren würden. Würden da nicht alle aufheulen?
Mich jedenfalls schauderts…
Eines muss man den Schweizer Unirektoren (und dem SNF) allerdings lassen: Sie haben erkannt, wie PR getarnt sein muss, so dass der unbedarfte Nachrichtenredaktor nicht irgendeinen Verdacht schöpft…
Ich erinnere mich an Zeiten, wo ich als blutjunger (ca. 24+) Nachrichtenredaktor mit zufällig wissenschaftlichem Hintergrund (weil Chemiestudent) nachts in einem Telexzimmer als Einzelmaske die Nachrichten der nächsten Ausgabe redigieren durfte. Mit sechs ratternden Fernschreibern im Rücken, die Meter um Meter Papier auswarfen, das man unter einem Lineal in saubere (Nachrichten-)Stücke riss und fein aufstapelte, Nahost hier, Moskau da, Unfälle und Verbrechen dort. Die Texte wurden von Hand zwischen den Zeilen umgeschrieben, zerschnitten und neu zusammen geklebt, in die Setzerei gegeben und schliesslich umbrochen. Da konnte es eben sein, dass auf dem UPI-Ticker (eine damals etwas frechere amerikanische Nachrichtenagentur mit Schweizer Filiale, längst verschwunden) die Meldung einlief, dass man in Amerika ein neues Krebsmittel gefunden habe, das fast Wunder wirke, und dass der „Durchbuch“ in einem äusserst angesehenen Journal, zum Beispiel dem „New England Journal of Medicine“ veröffentlich worden sei. Da hattest Du die Wahl, die kurze Meldung zu bringen (vertrauenswürdig, weil aus angesehenem Journal) oder tief in den Papierkorb zu versenken, weil alles zu unwirklich tönte. In der Hoffnung, dass das die andern auch so machen würden.
Für Recherchieren hattest Du keine Zeit. Und falls Du gehabt hättest, wen hättest Du fragen können? Das Journal würde erst in ein paar Wochen über den Atlantik geschifft und angekommen sein, keiner der hiesigen Professoren hätte davon gehört oder angesichts der mageren Angaben auch nur ungefähr etwas dazu sagen können, ausser dass man halt abwarten müsse, worum es sich da handle und ob sich das bestätige. Setztest Du dann die Meldung in die Zeitung, auch weil Du zu Recht vermutetest, dass das die andern auch tun würden, dann hattest Du am andern Tag Krebspatienten oder Angehörige am Telefon, die wissen wollten, wo man das Wunder-Medi bekäme und ob man nicht helfen könne, die Mutter oder Frau sei halt gar arg dran. Oder äufgebrachte Ärzte, die ihren Patienten keine Auskunft geben konnten, sie aber auch von Dir nicht erhalten konnten, weil da gar nichts mehr war als ein paar Zentimeter Telexpapier. Damals beschlossen wir, Krebsdurchbrüche wie Selbstmorde zu behandeln. Einfach nicht bringen.
Das war wohlgemerkt in einer Zeit, als der Fernschreiber nach dem Telefondiktat noch das schnellste Textübermittlungsgerät war, es keinen Fax und keine Kopierer gab, man auf mechanischen Schreibmaschinen textete und eine Minute Telefonieren nach den USA noch ein Vermögen kostete. Ich habe als Chef vom Dienst der Basler Zeitung noch Ende der 70er Jahre jeden Monat um die 1700 Franken Telexkosten allein für unseren Amerikakorrespondenten visiert. Das änderte erst, als wir 1980 eine schwere, aber tragbare Schweizer Kiste namens SCRIB (portabler „Computer“)anschafften, mit der man über jeweils lokale elektronische Mailboxen Texte elektronisch versenden konnte. Die Maschine kostete unglaubliche 12 500 Franken und konnte nicht besonders viel. Aber die Geschäftsleitung stimmte der Investition zu, weil ich nachweisen konnte, dass das Ding schon in weniger als einem Jahr amortisiert sein würde.
Damals (ja, die Dinosaurier waren gerade ausgestorben) hatte ein ohnehin spät eintreffendes „Nature“ noch keinen News&Views-Teil, keine „Perspektiven“, und sowieso keine farbigen Illustrationen. Und weil in Titel und Abstract alle Keywörter untergebracht werden mussten, waren die auch bei einfacheren Themen mehr oder weniger unverständlich oder wenig anschmeckend. Nur der Scientific American brachte einmal im Monat gut (um?)geschriebene Roundups von Originalautor(inn)en zu verschiedenen Feldern, oder der auch heute noch unersetzliche New Scientist.
Erst später kamen die Hefte mit (teurer) Airmail schneller. Dann gab es mal ein Fenster, wo Wissenschaftsjournalisten sich per Fax einen Science-Text unter Embargo zuschicken lassen konnten und Du für ein paar Tage Herrschaftswissen und Vorsprung hattest.
Heute kriegst Du alles sofort, an- und vorverdaut, hat es zu wichtigeren Resultaten PR-Meldungen der verschiedenen beteiligten Institutionen mit verwendbaren Quotes und gibt es sogar BILDER (gratis!) dazu!
Du kannst zu Spottpreisen sofort einen Autor in den USA anrufen, Experten aus Datenbanken auslesen sowie befragen und innert Kürze eine Menge Material runterladen, das Dir etwas Hintergrund verschafft. Wählst Du aus dem Angebot gut aus und ist die gewählte Prosa befriedigend, genügt das möglicherweise den meisten Deiner Leserinnen.
Neu aber ist: Falls Sie mehr wissen wollen und Du die Quellen und Täter angibst, dann können sie heute selbst sofort dort nachsehen, weitergoogeln und sich auf das gleiche Material ihren eigenen Reim machen. Wer gar an einer Universität arbeitet oder in einem forschenden Unternehmen, der hat selbstverständlich elektronischen Zugang zu den meisten Journalen und lädt sich im Nu das oder die Originalpaper selbst auf seinen Schirm.
Heute ist also eine demokratische Kontrolle unserer Arbeit institutionalisiert. Das beschädigt zwar unseren interpretatorischen Vorsprung und beschneidet unsere „Macht“, ist aber im Ganzen gesehen ein Riesenfortschritt.
Dass die Topjournale heute ihre Inhalte uns (und das sind inzwischen Tausende) im Voraus abgeben und sie auch noch mit etwas hypigen „Anschmeckern“ teasern, ist sicher praktisch. Nur – wer an diesem immer breiter werdenden Nachrichtenfluss fischt, verwendet einen grossen Teil seiner Zeit mit dem Checken der Previews und des gerade zur Veröffentlichung Anstehenden. Schon ein Tag nach Erscheinen des Journals ist alles alter Kaffee, vorbei und nicht mehr „aktuell“. Eigentlich absurd.
Stefan hat schon Recht. Auf der Strecke bleiben immer öfter die eigenen Geschichten, die man selbst zusammenträgt, recherchiert und abwägt. Weil die Zeit fehlt – und man ja auch nicht ganz vernachlässigen kann, was da im aktuellen Angebot steht und die andern bringen könnten und bringen werden. Darf man das klonierbare Mammut einfach übersehen? Wahrscheinlich nicht. Der beschleunigende Fortschritt hat eben auch Bremswirkung. Es ist wie mit der EMail. Am Anfang schiens ein fast unglaublicher Effizienzgewinn und Segen. Heute verbringst Du Stunden damit, die Perlen aus einem Haufen Schrott zu fischen. Das Rauschen nimmt laufend zu.
Und dennoch: Die alten Zeiten mit den Tickern, die wünsch ich mir auf keinen Fall zurück.
Christian macht auf einen wichtigen Punkt aufmerksam: Gestern traute ich meinen Augen erst nicht, als über SDA eine Meldung über Thomas Bollers Mitarbeit (Uni Basel) über Pathogen-Wirkungen bei Tomatenpflanzen lief, aus Current Biology. Mit einem netten Vergleich zu Einbrechern, die wie die bösen BAkterien die Alaramanlage ausschalten. Ca 500 Zeichen mit Priorität 4, zwischen Aguzzi Prionen und einer CO2-Studie. Alles Schweizer Unis. Immerhin: Die Crus hat schlau gewirkt. Man könnte mal Crus-Präsident Antonio Loprieno grillen.
Ich möchte ganz vehement protestieren, was da von Christian Heuss, notabene aus dem Hause SRG, proklamiert wird. Als Mitunterzeichner des Vertrags zwischen der CRUS und der SDA muss ich klarstellen, dass die redaktionelle Unabhängigkeit der SDA bei der Auswahl von Wissenschaftsthemen überhaupt nicht angetastet wird. Im Vertrag steht, dass mit der Teilfinanzierung (66%) einer Wissenschaftsredaktionsstelle durch die CRUS die Verbreitung von Wissenschafts- und Forschungsthemen in der Schweiz gefördert werden soll – ein Bestreben, das ich persönlich schon lange unterstütze! Die Auswahl des Angebots der CH-Hochschulen erfolgt streng nach journalistischen Kriterien, dazu ist die Stelle bei der SDA auch kompetent besetzt. Mir sind keine Abmachungen zwischen Universitäten und der SDA bekannt, die eine Bevorzugung von Medienmitteilungen beinhalten. Wahrlich ein Skandal, aber der liegt hier auf Journalistenseite, die ungeprüft solche „Schauer“märchen (aus einer unpublizierten Studentenarbeit) in die Welt setzt. Mich schauderts dabei ebenfalls.
Interessant, interessant. Auswahl nach journalistischen Kriterien? Das eine Aguzzi-Paper aus PNAS das gestern über SDA lief, betraf ein Experiment mit Prionen, das nebst einer genetischen Erwägung zum Schluss kam (laut Meldung), dass die Prionen allein aus Protein bestehen würden (wahrlich kein Burner, wird seit 20 Jahren gesagt). In der Basler Boller-Meldung zu Host-Pathogen-Interaction gabs eigentlich auch keine News, dafür wurde die BS-ZH Schiene betont unter Weglassung der involvierten Zentren im Ausland. Da würde ich sagen: Das entscheidende Kriterium zur Auswahl dieser Theman war, dass die Arbeiten von Schweizer Unis stammten.
Eigentlich ist es doch toll, dass die Schweizerische Depeschenagentur ihre wissenschaftsjournalistische Kompetenz ausbaut, statt einfach nur dpa-Meldungen und OTS-Texte weiterzureichen. Dass ein grundsätzliches Interesse daran besteht, Themen/Ereignisse/Facts/Resultate aus dem Schweizer Wissenschaftskuchen in die tägliche Newsmenge einzubringen, kann ja nicht bestritten werden. Wenn der Inhalt stimmt und die Leistung akzeptabel ist, dann ist das doch schon viel. Wir/man haben/hat ja immer noch die Wahl, das Angebot nicht anzunehmen sprich zu publizieren.
Stossend wäre allerdings schon, wenn mit der Finanzierung der Stelle auch gleich noch die Auswahl bestimmt und nur auf die Schweiz beschränkt würde, der/die Beauftragte dann einfach als Texter/in umzuformulieren und einzuspeisen hätte. Wenn ich aber Consigliere Beat richtig verstehe, ist das bei der Abmachung Crus/SDA nicht der Fall.
Das Modell der Mitfinanzierung von Wissenschaftsstellen in darbenden Redaktionen könnte doch auch Schule machen. Wäre es stossend oder gar eine Todsünde, wenn etwa die forschende Industrie oder assoziierte Institutionen die Förderung der „scientific literacy“ der Kunden zumindest privat unterhaltener Medien gezielt übernehmen würde? Zum Beispiel mit Inseratpaketen und matched funds? Wo dann auch die Verpflichtung mit verbunden wäre, die Spielplätze für diese Themen gross oder grösser zu halten oder zumindest nicht aufzugeben?
Selbst die Wettervorhersage an Staatsmedien scheine ich gütigen Geldgebern zu verdanken, niemand wird behaupten wollen, dass auf den Inhalt Einfluss genommen wird, ausser dass sie vor allem vom Schweizer Wetter handeln (und nicht völlig falsch sein) sollte.
Als Wissenschaftsredaktor der SDA möchte ich der Diskussion ein paar Punkte anfügen: Im Vertrag mit der CRUS ist – wie es Beat Gerber schreibt – klar festgehalten, dass die SDA die Themen nach ihren journalistischen Kriterien auswählt. Über welche Themen ich berichte und ob ich aus einem Communiqué einer Uni oder einer Fachhochschule eine Meldung
mache oder nicht, entscheide also ich – und nicht die Universitäten. Die Konzentration auf die Schweiz bezieht sich auf jene Texte, die ich als SDA-Wissenschaftsredaktor selber schreibe. Das ist ganz normal für eine nicht weltweit operierende Nachrichtenagentur, wie es die SDA nun einmal ist: Unsere Wirtschaftredaktion schreibt selber über die UBS. Aber für Neuigkeiten der Deutschen Bank stützt sie sich auf Auslandagenturen wie dpa oder Reuters. Genau so ist es auch in der Wissenschaft. Wer unseren Wissenschaftsdienst anschaut, wird denn auch feststellen, dass wir mitnichten nur Meldungen aus der Schweizer Forschung versenden: Der Anteil an Forschungsresultaten aus dem Ausland beträgt mindestens 50 Prozent, würde ich mal schätzen.
Über die Qualität der Meldungen lässt sich getrost streiten. Ich möchte bloss eines zu bedenken geben: Unter den Kunden der SDA befinden sich unter anderen Websites, die froh sind, wenn sie ihren Wissenskanal täglich mit ein paar neuen Meldungen füttern können. Die Messlatte für eine SDA-Meldung muss also tiefer liegen, als jene einer Zeitung, die einmal pro Woche eine Wissensseite bringt. Und dass die Messlatte bei Schweizer Forschungsresultaten tiefer ist als bei internationalen, liegt für eine Schweizer Nachrichtenagentur auf der Hand.
Danke für die Klarstellung, Simon. Liest sich ganz vernünftig. Ich finde jedenfalls gut, dass die SDA ihre Kompetenz auf diesem doch über lange Zeit eher vernachlässigten Gebiet aufstockt, auch wenn dies zu zwei Dritteln mit CRUS-Mitteln geschieht. Ist allerdings auch ein ziemlich verantwortungsvoller Posten. Und erst noch von der werten Kundschaft scharf beobachtet, wie man sieht. Das kann ja nur Ansporn sein. Toi, toi, toi.
Klar ist es schön, dass die SDA endlich die Wissenschaft als Thema ernster nimmt und einen Redaktor eingestellt hat. Darüber sind wir uns ja sicher einig.
Dass Simon Schweizer Themen den Vorrang gibt vor solchen aus dem Ausland, finde ich verständlich, absolut legitim und sogar wohltuend.
Trotzdem werde ich die SDA-Wissenschafts-Meldungen nun gleich behandeln wie die Pressemitteilungen der Universitäten – nämlich mit einer gehörigen Portion Skepsis. Denn ich glaube, dass es unmöglich ist, innerlich einen genügend grossen Abstand zur Arbeit der Universitäten zu haben, wenn man ihnen zu einem grossen Teil sein Salär verdankt. Auch wenn im Vertrag zwischen der CRUS und der SDA die redaktionelle Unabhängigkeit festgehalten ist, reicht das in meinen Augen nicht. Abhängigkeit kann auch auf einer sehr viel subtileren Ebene spielen.
Ich finde es sehr schade, dass die SDA sich auf diesen Deal eingelassen hat und mich würde sehr interessieren, ob es auch in anderen Ressorts der SDA solche von Interessensgruppen mitfinanzierten Stellen gibt. Falls ja, wäre ich ziemlich baff. Falls nein, nimmt die SDA die Wissenschaft als Thema wohl doch nicht so ernst.
Als Einfädler des Vertrags zwischen den Schweizer Universitäten und der SDA wundere ich mich, mit welcher Vermessenheit aus den (noch) Biswind-geschützten Ecken des Wissenschaftsjournalismus dagegen argumentiert wird – Weiteres dazu im „Mediensplitter (3): Korrupte SDA – unbefleckte SRG?“
Schön, wenn die CRUS der SDA ihre journalistische Unabhängigkeit vertraglich garantiert. Forschungsinstitutionen, die mit privaten Drittmitteln forschen, lassen sich ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit, wenn sie seriös sind, auch vertraglich garantieren. Aber es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass die Beeinflussung trotzdem stattfindet. Ich würde das, Beat, nicht als korrupt bezeichnen. Aber es ist absurd anzunehmen, die Forscher unterlägen dem bias, wir nicht.
– Allerdings: wenn ich mich als Zeitungsleser morgens über die hanebüchen unseriöse Titelseitenschlagzeile «Forscher besiegen Diabetes» wundere (Tagi vom 13. April 2007) und dann ins Büro komme und eine PM der Uni Zürich mit dem identischen Titel vorfinde (http://www.mediadesk.uzh.ch/mitteilung.php?text_id=189), dann fragt man sich ja (bei gewissen Titeln) gelegentlich, ob es denn überhaupt noch darauf ankommt, wo eine Meldung herstammt.
Danke, lieber Marcel. Ich habe vor, in diesem Blog noch einen Beitrag zum alten Sprichwort «Wes Brot ich ess, des Lied ich sing» zu schreiben. Bin jetzt schon gespannt auf Eure Kommentare…