Wenn die Wirtschaft sich so gebärdet, dass niemand mehr was vorauszusagen wagt, dann muss man sich an diejenigen Statistiken halten, die eben da sind, um die Situation einschätzen zu können. Legendär sind die Kopplung zwischen Wirtschaftswachstum und Rocklänge (je höher der Rocksaum, desto heisser der Wirtschaftsmotor) sowie die Meinung, Kurzhaarfrisuren bei japanischen Frauen deuteten auf eine kühle Konjunktur hin.
Die Verkaufszahlen von Neuwagen sind auch so ein Indikator; nicht weit vorauseilend, aber immerhin. Im Oktober 2008 wurden in Europa im Vergleich zum Vorjahresmonat 15 Prozent weniger neue Personenwagen verkauft, sagt die European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA).
In der Schweiz blieben die Verkäufe und Neu-Immatrikulationen aber stabil, was auf eine nicht ausgeprägt depressive Grundstimmung hinweist. Und es gibt ein Land in Europa, in dem noch bessere Laune herrscht: In Österreich nahmen die Verkäufe sogar um 4% zu.
Genau, zu Island muss noch was gesagt werden: Nicht überraschend ist es, dass dort der grösste Rückgang bei den Neuwagenverkäufen zu verzeichnen ist: Von 1279 Neuwagen im Oktober 2007 auf 181 ein Jahr später. Das macht satte minus 85,8%. Wenn sich nun in Island niemand mehr neue Autos leisten kann, könnte es sogar sein, dass schon das Halten von Autos zu einer kostspieligen Angelegenheit geworden ist auf der durchgeschüttelten Insel (für einmal nicht seismisch gemeint). Verbunden mit dem Zerfall der isländischen Krone ergeben sich so rasend fallende Preise für isländische SUVs. Die nun, Versandkosten werden natürlich vom Händler übernommen, im Internet an eine europäische Kundschaft verhökert werden. Ob die Händler ihre Idee, die graue Energie eines Occasionsautos mit einer kleinen Schiffsreise von Reykjavik nach – zum Beispiel – Marseille auch nach Fabrikation und (erster) Auslieferung noch einmal substanziell in die Höhe zu treiben, patentieren lassen wollen, ist nicht bekannt. Die Geschichte vom griechischen Joghurt, der als Opfer der komparativen Vorteile in Europa umherreist, hat ein Update erhalten.
Wer einmal auf Island war, weiss, dass die Lebenszeiten eines Autos auf der Schotterinsel um ein 10-faches niedriger ist als bei uns. Es gilt nicht nur über Stock und Steine zu fahren, denn nur die Ringstrasse um die Insel ist geteert, sondern auch die zahlreichen Flüsse zu queren. Da ist der Unterboden schnell mal etwas löchrig. Der Wert von isländischen Geländewagen tendiert also gegen Null.