Ausserirdische in Europa! Die url stammt aus einer Medienmitteilung der Uni Bern – und die muss es wissen, schliesslich haben sie bereits Gerätschaften auf dem Mars.
Gut, es geht nicht um Ausserirdische, aber doch um Nicht-Einheimische: Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen. Über 11.000 Arten habe der Mensch bereits nach Europa eingeschleppt. Diese Masse wurde nun von gut 100 europäischen Forschern gebündelt und in einem Handbuch und in einer Datenbank: www.europe-aliens.org dokumentiert. (Leider wurde einem gestern abend der Zutritt verwehrt – doch Ausserirdische?).
Bei der Diskussion rund um eingeschleppte Arten schleichen sich selten Ausserirdische ein – insofern ist dieser Beitrag ein Unikum – jedoch oft Begriffe und Bilder, die wir aus Berichten zur Migration kennen. Hier eine wild zusammengewürfelte Auswahl an Titeln: „Die Amerikaner wandern ein“ titelte die Basler Zeitung und meinte den Waschbären. „Unerwünschte Einwanderer“ konstatiert das St. Galler Tagblatt – und weiter „Drüsiges Springkraut, Japanknöterich & Co. sollen aus Ausserrhoden verbannt werden“. Der Sonntagsblick warnt vor dem „Angriff der Exoten“. Die Basellandschaftliche Zeitung berichtet von „Kämpfen in Baselbieter Bächen“, angezettelt vom Signalkrebs. 20Minuten wird gleich aggressiv und geht den „“Fremdlingen“ an den Kragen“. Und auch die ansonsten sehr zurückhaltende Coopzeitung warnt „Gefährlich: Überfremdung im Garten“.
Mit den Begriffen und Bildern aus der Migrationsdiskussion kommen auch falsche Grundannahmen. Es gibt genauso wenig eine starre schweizerische Kultur, wie es eine seit Ewigkeiten gleiche Schweizer Flora und Fauna gibt. Der Einfluss von Neuen fand nicht nur schon immer statt, sondern ist sogar ein wesentlicher Teil einer Kultur wie eines Ökosystems.
Damit sollen eingeschleppte Arten nicht verharmlost werden. «Weil verlässliche Angaben fehlten, blieben viele europäische Staaten passiv in der Bekämpfung nicht-einheimischer Arten, was sich zunehmend katastrophal auf Europas Biodiversität, Gesundheit und Wirtschaft auswirkt», sagt etwa Wolfgang Nentwig vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern. Etwas weiter unten in der Medienmitteilung: „Die Mehrzahl der über 11’000 nicht-einheimischen Arten sind unproblematisch.“ So differenzierte Aussagen würde man sich auch in der Debatte um die Migration wünschen.
Wenn auch im ersten Blick „harmlos“, sind doch viele exotische Gartenpflanzen ein Problem, insofern dass sie andern, einheimischen, Pflanzen den Platz streitig machen und damit vielen Insekten die Nahrung wegnehmen und somit zur Misere des Verschwindens vieler Vogelarten beitragen. Wenn man durch die Wohnquartiere spaziert, sieht man in den Gärten zu 95% exotische Pflanzen,v.a. Büsche. Die Schuld tragen v.a. die Gärtner und die Gartenzenter die den Leuten solche Exoten empfehlen. Dabei sind die einheimischen Sträucher und Büsche nicht weniger attraktiv. Nur, dass sie eben auch mal von sog.“Schädlingen“ heimgesucht werden. Freundliche Grüsse