Wir hatten es ja kürzlich von der Qual der Wahl, wenn es darum geht einen Hund anzuschaffen. Barack Obama will einen hypoallergenen, Samuel Schmid einfach einen treuen Begleiter und Ersatz für seine verstorbene Dogge.
Wir hätten da einen Kandidaten für die zwei.Ich weiss nicht, ob dieser Shar Pei
hypoallergen ist. In Tierheimen wird er auch nur schwer zu finden sein. Ohnehin will sich Mama Obama zuerst etwas an die neue Wohnsituation angewöhnen. Ganz vernünftig auch in dieser Beziehung, die First Lady. Und vielleicht würde der Runzelhund Bundesrat Samuel Schmid in seiner Bekümmertheit doch zu sehr an alte Zeiten erinnern. Immerhin. Der Falten werden weniger, wenn der Hund aus dem Welpenstadium (Bild) herauswächst. Nur noch vorne im „Grossmuttergesicht“ und hinten trägt er sie. Mit immerhin 50 Zentimetern Risthöhe wäre der charakterlich als eigenständig und leicht dominant zu andern Hunden beschriebene Chinesenhund ein guter Begleiter auf langen Spaziergängen. Und für beide ein weiterer Schritt zur chinesisch-schweizerischen oder -amerikanischen Verständigung. Pandas sind auch diätetisch zu anspruchsvoll.
So oder so, wenigstens können Forschende der Universitat Autònoma de Barcelona UAB (so heisst sie auf Katalanisch) jetzt sagen, warum der Shar Pei so viele Runzeln hat. Sie sind das Resultat einer Erbkrankheit, einer Muzinose. Weil man bisher nicht wusste, woher sie stammte, hiess sie idiopathische Muzidose. Jetzt kann das idiopathisch wegfallen. Denn wie in Barcelona gezeigt wird, vermehrfacht eine vererbte Gen-Variante die Aktivität eines Enzyms, das seinerseits zu einer Überproduktion von Hyaluronsäure führt.
Hyaluronsäure? Jetzt werden die Älteren und Schönen unter uns hellhörig. Hyaluronsäure steht doch auf den teuren Töpfchen, die Frauen zum Glätten kaufen und ein Mann sich nur heimlich oder „für meine Frau“ besorgt. Sie dient als Filler oder Füller, um (eingefallene) Falten zu glätten. In Schönheitskliniken spritzt man den (auch vom Körper produzierten ) Stoff unter die Haut, damit dort für ein paar Wochen das Polster fester steht. Hyaluronsäure lagert viel Wasser an, macht so auch unsere Bandscheiben elastisch und schmiert die Gelenke.
In der ästhetischen Rüstung dient sie manchen dazu, der wegen ihrer Lippen
vielbewunderten Angelina Jolie ähnlicher zu werden. Wenigstens für ein paar Wochen und bis zur nächsten Nachfüllung. Gefallen jemandem seine hinteren Rundungen nicht, hält er sie gar für deformiert, sharpeit man sie einfach mit Hyaluronsäure, denn
„…neu sind Präparate basierend auf nicht animalischer, stabilisierter Hyaluronsäure (NASHA), die speziell für die Behandlung von Körperdeformationen entwickelt wurden. So können damit die Rundungen des Gesässes geformt oder den Waden neue Konturen verliehen werden. Auch können Unebenheiten in Hautoberflächen oder eingesunkene Narben ausgeglichen werden, wie sie beispielsweise nach einer Fettabsaugung oder Operation auftreten können. Das eingesetzte Hyaluronsäure-Gel kann sehr große Volumina auffüllen. Erste Behandlungsergebnisse weisen auf eine Haltbarkeit von einigen Jahren hin“,
berichtet Wikipedia, auf die man sich bei diesem Thema sicher verlassen kann.Natürlich sind die Barceloneser Wissenschafter um Lluís Ferrer und Anna Bassols nicht darauf aus, gefältelte Unzufriedene genetisch zu glätten, sondern nur daran interessiert, das Leben künftiger Shar Peis zu verbessern und vielleicht die Funktion des HAS2-Enzyms zu beeinflussen. Da freut uns natürlich, wie Wissenschaft einmal mehr das Leben der Tiere verbessert.
Die Shar Peis haben offenbar einen langen Stammbaum. Sie kommen aus Südchina und seien schon vor mehr als zweitausend Jahren vor allem von armen Leuten unter der Han-Dynastie als Wach- und Hütehunde eingesetzt worden. In der Aera Mao Tse Tungs seien sie aber fast wieder verschwunden. Vielleicht weil sie zu griesgrämig und damit regimekritisch aussahen. Auf jeden Fall wurden sie, sehr selten geworden, erst Ende letztes Jahrhundert in Europa und den Vereinigten Staaten aus Restbeständen und vor allem im Blick auf noch mehr Runzeln zu einem Modehund gezüchtet. Das hat den Hunden nicht besonders gut getan, sind doch auch andere vererbbare Defekte häufiger geworden, heisst es in einer Mitteilung der UAB.
Aber jetzt zeigt sich ja Licht am Ende des Tunnels.Ein aktueller Nachtrag: Die FDA will den Risiken der Filleranwendung auf den Grund gehen. Und warnt die Konsumenten vor Gefahren. Denn oft gäbe es ungeprüfte Anwendungen und darum Hautprobleme. Ach ja, an Hautproblemen leiden auch die Shar Peis sehr häufig.
Nov. 17th, 2008 by Martin Hicklin | No Comments »
Einverstanden?
Hier kommt nichts mehr Neues